Berlin Fashion Week 2023: Aktivistengruppe prangert Adidas in Fake-Show an

Berlin Fashion Week 2023: Aktivistengruppe prangert Adidas in Fake-Show an

Das Künstler­kollektiv "Yes Men" startete am 16. Januar 2023 bei der Berlin Fashion Week eine Guerilla-Aktion gegen den Moderiesen Adidas. GRAZIA war bei der Aufsehen erregenden Show vor Ort.

© GRAZIA
Plakate mit der Kollektion "Own the Reality" hingen vor dem Store "PLATTE" in Berlin 

Beim Auftakt der Berlin Fashion Week am 16. Januar 2023 wurde der Modegigant Adidas scharf kritisiert, indem das Künstlerkollektiv "Yes Men" im bekannten Berliner Store "PLATTE" eine Guerilla-Marketing-Aktion der besonderen Art startete. 

Angefangen hat alles, als eine kurzfristige Pressemitteilung die Runde machte, in der es hieß, dass die deutsche Sportmarke Adidas unter ihrem neuen CEO Björn Gulden einen "revolutionären Plan" ankündigen würde. Die neue Initiative mit dem Namen "Own the Reality" (zu Deutsch: Stell dich der Realität) wolle ökologische und soziale Verantwortung übernehmen und so unter anderem der Ausbeutung von Arbeitern in Textilfabriken ein Ende setzen. Dafür solle unter anderem die kambodschanische Textilarbeiterin Vay Ya Nak Phoan als neue Co-CEO ernannt und im Rahmen einer Fashion Show bei der Berliner Modewoche offiziell vorgestellt werden. 

Vermeintliche Adidas-Show schockt Zuschauer – und stellt sich als geschickte Guerilla-Aktion heraus

Besagte Fashion Show beginnt schließlich damit, dass Models mit blauen Augen sowie Schürfwunden im Gesicht und zerfetzter Kleidung am Körper über den Catwalk stolpern, einige sich sogar bei den Zuschauern in der ersten Reihe abstützen, weil sie angeblich zu schwach seien. Schließlich betritt eine Frau den Laufsteg, die sich als Vay Ya Nak Phoan vorstellt, eine ehemalige Textilarbeiterin und vermeintliche neue Co-CEO von Adidas. Sie berichtet dem Publikum, wie ihre Arbeit in einer Textilfabrik aussehe und dass sie selbst nicht auf Toilette gehen dürfe, bevor sie nicht 20 Kleidungsstücke genäht habe. 

Spätestens hier aber wird klar: Nicht Adidas steckt hinter der Show, sondern das New Yorker Künstlerkollektiv "Yes Men". Die Aktivistengruppe sorgte bereits in den vergangenen Jahren immer wieder international für Aufsehen – zum Beispiel mit der Fälschung der Website der World Trade Organization (kurz WTO). Die Guerilla-Aktion rund um den Moderiesen dürfte sich da nun einreihen.

Das Künstler-Duo wolle die Show auf der Berliner Fashion Week nutzen, um auf die angeblichen Missstände in der Industrie aufmerksam zu machen und ein Bewusstsein für die Ausbeutung sowie das falsche Marketing und Greenwashing der Modeindustrie zu schaffen. Einen bleibenden Eindruck haben sie in jedem Fall hinterlassen.

Adidas hat sich bislang nicht in einer eigenen Pressemitteilung zu Wort gemeldet, gegenüber "FashionUnited" aber bestätigt, dass die fragliche Pressemitteilung nicht von dem Unternehmen verschickt wurde.

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Die Requisiten sowie die Looks der Models bestanden aus zerrissenen Adidas-Shirts
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